Eingeschoben: Kinotipp “Persepolis”

Eigentlich muss es für diesen Film mehr als nur den Tipp zwischendurch geben – es ist einer der mitreißensten Streifen, die ich jemals gesehen habe. Man weint und lacht mit Marjane, verkrampft sich in die Sessellehne und lacht (als einziger in einem französischen Kino) laut auf, als Inspektor Derrick im Hintergrund einen Fernsehbildschirm ziert. Seit Ende Juni ist der Film in französischen Kinos und vielleicht haben wir ja Glück und bald auch bei uns. Eine unserer Lehrerinnen in Aix hatte uns davon erzählt. Ursprünglich als autobiographischer Comic veröffentlicht, hat die Autorin (selbst) jetzt den Film dazu gemacht. Ich bin kein allzu großer Freund von Comics und hatte nach Ansicht im Buchladen darauf verzichtet. Aber in den Film bin ich trotzdem gegangen, was für ein Glück!

Es ist die Geschichte von Marjane Satrapi, die in Teheran als Kind liberaler Eltern aufwächst und die Hochs und Tiefs – oder vielleicht auch nach der Abdankung des Schahs 1979 ein Tief nach dem anderen – erlebt. Aber sie möchte Prophetin werden und als solche für drei Dinge sorgen: 1) alle sollen ein Auto haben, 2) alle Dienstmädchen sollen mit am Tisch essen und 3) keine Großmutter soll Knieschmerzen haben. Ihre Großmutter lernen wir natürlich kennen, ein echtes Original. Auch ihren Onkel, der allerdings aufgrund seiner marxistischen Ideen hingerichtet wird. Als sie 14 ist, wird sie von ihren Eltern allein nach Wien geschickt, wo sie auf einer französischsprachigen Schule ihren Abschluss machen soll (sie hat Französisch schon in Teheran gelernt). Diese Zeit ist für sie hauptsächlich schwierig, wie man sich vielleicht vorstellen kann, und endet mit einer vorzeitigen Rückkehr in den Iran („Ich möchte nach Hause kommen, aber versprecht mir, dass ihr keine Fragen stellt!“ sagt sie zu ihren Eltern am Telefon – die tun das und halten sich daran.)

Von da an bekommt man einen Eindruck vom Leben von Jugendlichen und jungen Erwachsenen hinter den Kulissen im Iran – vom Schwarzmarkt für Musikrichtungen aller Art (Marjane liebt IRON MAIDEN…) über verbotene Parties, die Auftritte der Sittenpolizei und anderem.

Auf einer französischen Website gibt es den Spot zum Film, auf Französisch natürlich, aber man bekommt einen guten Eindruck – auch vom Charakter der Hauptdarstellerin/Autorin, die in der kurzen Szene, in der sie von den Polizisten angesprochen wird, sie solle nicht laufen, weil dann ihr „äh, Hinterteil“ zu unrein wackelt und dann entnervt zurückschreit: „Dann guckt doch einfach nicht auf meinen Hintern!!“

In der ZEIT erschien 2004 ein Artikel zu den Comics, als diese in Deutschland erschienen sind, zu diesem Zeitpunkt zwei von vier Bänden. Mittlerweile gibt es alle (und viel billiger als in Frankreich… ich denke das liegt daran, dass die Deutschen vielleicht weniger Comic-Leser sind als die Franzosen, wenn ich mir die Buchhandlungen so in Erinnerung rufe…) Ein bisschen mehr Hintergrund bietet auch, klar, WIKIPEDIA

Wie ich gehört habe, soll dieser Film in den kommenden Wochen in Teheran in den Kinos gezeigt werden – und Marjane Satrapi wird zur Premiere vor Ort sein. Ich kann es mir noch nicht ganz vorstellen, aber ich werde das verfolgen. Und wenn er hier läuft, werde ich ihn mir noch einmal ansehen… ich komme dann darauf zurück 🙂

Bis bald!
Barbara

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