Cassis 04

Das Regenwetter kommt meinen Renovierungsbestrebungen ja insofern entgegen, als dass ich nicht ständig genervt bin, dass ich nicht draußen sein kann… aber heute war es so „usselig“, dass ich fast das Gefühl hatte, die Farbe trocknet kaum. Nach stundenlangem Beobachten jeder Einzelheit der Hochzeit im schwedischen Königshaus habe ich gestern Abend noch erfolgreich die Decke weiß gestrichen, so dass ich dann heute mit den Wänden loslegen konnte.
Es sollte ein helles Altrosa sein und im Baumarkt hieß das dann Cassis 04. Und es ist farblich genau so, wie ich mir das vorgestellt habe. Heute musste dann auch die Sandsammlung dran glauben – und wurde wie millionenschwere ägyptische Grabbeigaben quasi aus dem Ausstellungsraum entfernt. Wahrscheinlich morgen sind sie nach gründlicher Reinigung dann wieder der Öffentlichkeit zugänglich 😉

Einen guten Start in die Woche wünscht
Barbara

Ach Herrje!

Nachdem ich mich nach dem enttäuschenden Spiel der deutschen Nationalmannschaft gestern weiter am Boden im Wohnzimmer ausgetobt und die dritte Schicht Versiegelung aufgebracht habe, ist nun endlich Wochenende… und endlich Zeit, die Decke und vielleicht morgen die Wände zu streichen.

Aber ach: in all dem Durcheinander hatte ich jedoch einen wichtigen Termin am heutigen Samstag vergessen: Hochzeit im schwedischen Königshaus. Das geht ja nun GAR NICHT. Wenigstens abgeklebt ist nun alles, so dass ich dann in einigen Stunden vielleicht doch noch loslegen kann – wenigstens spielt heute nicht Deutschland, sonst wäre ich noch in ganz große Gewissensnöte gekommen. Ich glaube fast, das wäre dann für Schweden ausgegangen. Da kommt’s dann wieder raus.
Naja. Wenn der Baumarkt dann wenigstens noch mehr Lack auf Lager gehabt hätte, wäre ich fast noch zu einer vierten Schicht hingerissen gewesen. So kommt es an dieser Front zu einer Zwangspause. Und zu täglichen Besuchen beim Baumarkt, wo sie alles wissen, auf dem Heimweg – damit ich dann bei Nachlieferung direkt zuschlagen kann.
Schönes Wochenende!
Barbara

Priorität am Bau

Mensch, schon der dritte Eintrag innerhalb von 24 Stunden (ja, weiter unten gucken lohnt sich auch!) – aber das kann ich ja, nachdem nun das eine Zimmer kommplett leer und mit der ersten Schicht Versiegelung versehen ist, keinem vorenthalten.
Viel Spaß heute Abend!
Barbara

Der Duft von Holzstaub

Nun sitz ich hier und blogge, dabei sollte ich mich auf die Knie begeben und die Fußleisten im Wohnzimmer aufrauen, alles staubfrei saugen und dann die gestern in zehnstündiger Arbeit abgeschliffenen Dielen versiegeln. Vielleicht sollte ich aber erstmal Erdbeeren kaufen fahren. Und spülen – SPÜLEN muss ich auch noch. Wichtig. Quasi überlebenswichtig. Oder allerwenigstens zuerst den Fernseher provisorisch aufbauen, damit ich nix verpasse in Südafrika. Oder aber ich raffe mich auf, denn das ist doch das Stichwort: provisorisch! Dieser Zustand muss wieder abgeschafft werden, ich werde verrückt in meinem Schlafzimmer, in dem ich die drei Teile einer Couch jedes Mal von einer Ecke in die andere bewegen muss, wenn ich ein Kleidungsstück brauche oder ins Bett will. Wenigstens träume ich noch nicht, dass mich alles im Schlaf erschlägt 😉

Aber holla, so sah das alles aus gestern, auf fast 50m², bevor die beiden Super Action Heroes aus meinem engeren Freundeskreis heldenhaft zur Tat schritten. Als ich die Geräte abholte, war ich erst etwas schockiert ob des eher antik anmutenden Äußeren, stellte dann jedoch mit Freude fest, dass es sich um ein Gerät schwedischer Produktion handelte. Und wenn man darüber nachdenkt… bei all dem Holz an und in schwedischen Häusern ist es fast neheliegend, dass Geräte zur Holzbearbeitung aus Schweden kommen. Oder Skandinavien insgesamt. Es ist jedoch wie mit Druckern: die kann man günstig kaufen und geht dann pleite an den Kosten für Patronen. Hier verhielt es sich mit den Schleifbändern ähnlich. Ich habe es noch nicht durchgerechnet, wäre ja auch müßig, aber wenn ich die Dinger dann am Montag zurückgebe, wird mir die Rechnung schon präsentiert werden. Während die Super Action Heroes also 10 Stunden lang die Geräte bedienten (und die Nachbarn meinem vergangenes Wochenende gemachten Vorschlag, das Haus zu verlassen, größtenteils aufgeriffen hatten), kam ich mir vor wie ein „Schrubber“ beim Curlen, denn ich fuchtelte 10 Stunden mit dem Staubsauger vor, hinter und neben der Walze bzw. Scheibe rum, damit sich das Schleifmaterial nicht unnötig zusetzen sollte.Derweil kam man sich geruchstechnisch trotz Feinstaubmaske vor wie in Gang 23 der SB-Halle – einfach Ivar. Das Ergebnis lässt Herzen höher schlagen, die Wohnung hat eine ganz andere Atmosphäre, es ist alles so HELL! Es wird mit der Versiegelung wieder etwas dunkler werden, aber trotzdem, ich bin BEGEISTERT.
So, nachdem ich nun 4 längste Pralinen der Welt verzehrt und die Fußballbildchen beiseite gelegt habe (!) wird es wirklich Zeit, dass ich mich wieder an die Arbeit mache. Schluss mit lustig.
Und heute Abend muss heftig angefeuert werden. Leider habe ich noch keine Vuvuzela. In all dem Renovierungstrubel gehen selbst solche unausweichlichen Trends an mir vorbei…
Schönen Sonntag
Barbara

Abgründe

So – heute geht es los. Einige Stunden habe ich noch, um die „Gulaschkanone“ zu füllen und Getränke kalt zu stellen und vielleicht noch die eine oder andere Vorarbeit zu machen. Die Maschinen nebst Materialien habe ich gestern abgeholt… aber die große ist noch im Auto, denn die kann ich allein überhaupt nicht bewegen. Das wird dann der erste größere Akt, wenn meine Helfer kommen.

Gestern Abend habe ich im „dritten Zimmer“ die zweite Reihe an Fußleisten entfernt, die mir bislang immer als überflüssig erschienen. Ha! An der Außenwand zeigte sich dann, wofür sie angebracht wurden, auch wenn man das auf dem Foto kaum erkennen kann. Da tun sich nämlich wahre Abgründe auf – wahrscheinlich kann ich abends den Schein der Straßenlaternen von unten hochkommen sehen. Die Dielen enden satte 10 cm vor der Außenwand, die da einfach roh steht, Backsteine, Beton, und viel, viel Dreck. Spinnen habe ich keine gesehen, aber ich hielt den Akkuschrauber immer zum Zuschlagen auf Ratten bereit… Zumindest an dieser Seite muss die Leiste also wieder dran. Und in Sachen Wärmeisolierung denke ich gar nicht weiter.

Schönes Wochenende
Babrara

Durchblick

Trotz des schönen Sommerwetters beschäftige ich mich derzeit viel zu viel mit Dingen, die sich drinnen abspielen. Irgendwann Mitte Mai hatte ich plötzlich den Geistesblitz, wie ich nun endlich mit dem verlassenen „dritten Zimmer“ in meiner Wohnung umgehe und dann überschlugen sich die Ereignisse. Ein wichtiger Bestandteil der Renovierung bestand in der Öffnung der vorhandenen Verbindungstür zwischen meinem jetzigen Wohnzimmer (oder, dem, was davon übrig geblieben ist) und besagtem nicht wirklich genutzten Zimmer.

Ein Freund wollte mir bei den Abrissarbeiten helfen. Im Baumarkt meiner Wahl hatte ich am Morgen besorgt, was ich in den letzten 35 Jahren für ein Stemmeisen gehalten hatte – ließ mich aber gerne aufklären, dass es sich dabei um ein Nageleisen handelte. Und so tigerte ich von einer Seite des „Verschlusses“ zur anderen und fing ungeduldig an, daran rumzufingern, mal zu gucken. Eh ich mich’s versah, war ich mitten drin und mit stetig steigendem Adrenalinspiegel konnte ich auch nicht davon ablassen, bis der Durchbruch geschafft war. Das alles in meiner üblichen perfekten Schutzkleidung bestehend aus – natürlich den Farben der Saison angepassten – Jesuslatschen, den Temperaturen entsprechend einer kurzen Hose und einer Kappe mit dem Logo einer deutschen Hilfsorganisation. Alles, was uns über all die Jahre trennte, war eine 1cm dicke Spanplatte mit mehreren Lagen Rauhfasertapete darüber. Und als es geschafft war, bin ich wie Rumpelstilzchen hin- und hergehüpft und fand das alles nur noch fantastisch.

Dann wurde es jedoch erst richtig interessant. Denn als Füllmaterial hier und da war Zeitungspapier verwendet worden – die Ausgabe des Bonner Generalanzeigers vom 11./12. Februar 1956. Es fühlte sich an, wie eine bahnbrechende archäologische Entdeckung. Da wurde ein Buch Wie die Wirtschaft funktioniert angepriesen, für 9,80 DM in Leinen gebunden. „LEISTEN“ hingegen, „rationalisiert die Hauswirtschaft – durch bessere Staubsauger, Hoover, Miele, Ruton, Siemens – gönnen Sie sich die damit verheißene Entlastung!“ Perser-Teppiche, preiswert durch Direkt-Import, bietet Bahman-Mobed in der Wesselstraße an. Und bei schlechter Verdauung? DRIX-Dragees, „das begehrte Mittel zur Verdauung erhält Sie jung, schlank und elastisch“ für 1,35 DM in der Drogerie Scheidt in Poppelsdorf. Gleichzeitig kostete der Eintritt zum traditionellen Rosenmontagsball im Rheinhotel Dreesen 4,00 DM („plus Steuer und Zuggroschen“).

Karneval war eh groß geschrieben, ob im Kolibri in der Sternenburgstraße („Samstag Großes Kostümfest! Sonntag Närrisches Karnevalstreiben! Rosenmontagsball! Dienstag Jazz-Kostümfest!“), im KroKoDil in Tannebusch („bei freiem Eintritt spielen die MARABUS. Zu einem Besuch ladet Sie freundlichst ein…“), in der Gaststätte am Verteilerkreis (Dienstag „Karnevals-Kehraus mit den Sester-Davids, Negerjazz aus Frankfurt a.M.“) oder aber – schockierend – der „Nachkarnevalsball“ am Donnerstag im Gasthaus Zur Traube in der Mechenstraße. Im Metropol wurde Höhepunkt der tollen Tage gegeben, „150 verdötschte Minuten mit den Spitzen des rheinischen Karnevals“, allen voran Trude Herr, Jupp Scmitz und Hummel mit der Laterne (???). Das Atrium hingegen bot „Eine köstliche Überraschung für unsere Jugend: Ein Abenteuer aus 1001 Nacht (Die Geschichte des kleinen Muck). Dazu ein reizendes Beiprogramm!“

Das Kinoprogramm ist ganz erhalten. Im STERN bewunderte man Lola Montez, „ein Farbfilm in Cinemascope“. Außerhalb des reizenden Jugendprogramms bot man im ATRIUM Bonjour Kathrin, während sich APOLLO und REX dem Wilden Westen verschrieben hatten: Sein Freund der Lederstrumpf und An der Spitze der Apachen. Spät abends jedoch waren es Boccaccios Liebesnächte.

Der Südwestfunk Koblenz sendete am 14.2. um 22:20 Der Dackel mit dem Schlapphut „Eine Kriminalgroteske“, während der Fernsehsender NWDR die Massen mit Rintintin „Ein Fernsehfilm für kleine und große Leute“ zu locken versuchte.

Dass es heute noch Klischeeanstalten gibt, ist mir erst seit wenigen Minuten bekannt – man erhelle sich im Internet, wo es KEINEN Eintrag dazu in der berühmten Online-Enzyklopädie gibt.

Neben dem Artikel über die Probleme der deutschen Bauern („Welt-Überschuß auf Kosten deutscher Bauern“) und der deutschen Textilindustrie („Prato-Stoffe drücken deutschen Tuchmarkt“) ist unten stehender mein absoluter Favorit. Schönen Restsonntag!